“Mein Bruder Haik”, Emre Özdamarlar Gepostet am Mai 29, 2013 von ComiX4= in Migrationsgeschichten | Keine Kommentare<- “Deutsche und polnische Schuhe”, Paulina Stulin | “Geschichte eines Vietnamesen aus Lettland”, Cao Viet Nguyen -> Zurueck Vor Bild 4 von 6 Zusammenfassung Mein Comic handelt von der Deportation einer armenischen Familie mit drei Kindern, die 11 Jahre lang in Schweden gelebt hatte. In den frühen Morgenstunden stürmte die Polizei ihr Haus und brachte sie zum Flughafen, ohne ihnen die Zeit zu lassen, ein paar Sachen zu packen; sie wurden in ein Flugzeig gesetzt und nach Armenien geschickt. Im zweiten Teil der Geschichte schildere ich meine eigene Erfahrung. Nach dem Vorfall kehrte ich sofort in die Türkei zurück. Genau zu diesem Zeitpunkt verabschiedete das französische Parlament ein Gesetz, in dem festgestellt wurde, dass die Türken im Jahre 1915 einen Genozid an den Armeniern verübten. Dies löste eine Welle des Nationalismus in der Türkei aus. Biografie Ich war bis zum Alter von 29 Jahren Computer-Ingenieur und so bin ich nach Schweden gekommen, um als Programmmierer zu arbeiten. 2009 habe ich meinen Job aufgegeben, um Comic-Zeichner zu werden. Und seit September 2011 studiere ich in Malmö Serieskolan (Comicschule). Seite 1 1. Dezember 2005, nach meinem ersten Monat in Schweden 2. Es war so kalt und dunkel. Wie nichts was ich bis damals gesehen hatte… 3. Ich arbeitete allein im leeren Büro. 4. Ich habe jemanden singen gehört. Es war ruhig und friedlich. 5. Ich bin der Musik gefolgt. 6. Und habe meine erste Lucia erlebt. Seite 2 1. Sechs Jahre später war es wieder Lucia, und ich las gerade die Nachrichten… 2. Mir fiel ein Artikel auf über eine Familie, die nach elf Jahren in Schweden nach Armenien ausgewiesen wurde. / Das ist entsetzlich… 3. Ich sah ein Video, das die furchtbaren Lebensumstände der Familie zeigte. ihr 17 Jahre alter Sohn Haik erzählt: / Die Polizei kam um 5 Uhr morgens. 4. Wir wurden getrennt, so konnten wir nicht miteinander sprechen. / Mama!!!/ Hör auf damit! 5. Sie sagten uns, wir sollten nur das wichtigste zusammenpacken. Wir wurden wie Terroristen behandelt. 6. Und in ein paar Stunden waren wir in Armenien. *Der Staat hat 805.000 KR an Steuergeldern nur für den Flug bezahlt. 7. Ich verstehe hier nicht einmal die Sprache. Page 3 1. In der ersten Nacht liess man uns nicht nach Armenien hinein, da wir nicht die richtigen Dokumente hatten, und mussten in einem kalten Zimmer schlafen. 2. Mama unterbricht plötzlich das Interview. / Sie haben uns nichts zu essen gegeben! / Wir waren alle so hungrig… 3. Ich vermisse meine Freunde in Schweden, meine Fußballmannschaft, meine Schule. 4. Er lächtelt fast. Er hat noch nicht kapiert, dass dies die Wirklichkeit ist. Er sieht aus als warte er auf jemanden, der ihm sagt, dass dies alles ein Scherz ist. 5. Während des Interviews sehen wir im Hintergrund den Vater. Er spricht nicht und schaut nicht in die Kamera. 6. Er schaut nicht traurig aus. Er sieht auch nicht zornig aus. Er sieht einfach leer aus. 7. So nehmen sie einem Menschen sein Leben weg. So brechen sie ein menschliches Wesen. 8. “Die Staatsbürgerschaft in den westlichen liberalen Demokratien Cist das moderne Äquivalent des feudalen Privilegiums – ein erblicher Status, der die Lebenschancen des Einzelnen enorm begünstigt.” – Joseph Carens Page 4 1. Ein paar Tage später flog ich auf Urlaub in die Türkei. 2. French Parliament had just passed a law stating that the Turks committed genocide against Armenians in 1915. Das französische Parlament hatte gerade ein Gesetz verabschiedet, das den Genozid der Türken von 1915 an den Armeniern anprangerte. 3. Jeder, der dies bestreitet, kommt für ein Jahr ins Gefängnis und muss 40.000 Euro Strafe bezahlen. 4. Die Türken wurden verrückt. Nationalismus brach im ganzen Land aus. 5. Es wurde eine groß angelegte Media-Campagne gegen Frankreich und Armenien gestartet. / Französischer Genozid in Algerien! / Die Armenier haben uns verraten! 6. Sogar Leute in meiner Umgebung fingen an Unsinn zu reden. / Die Armenier haben uns zuerst angegriffen. Wir haben getan, was zu tun war. / Uns? Wir? Page 5 1. Niemand hat dich oder mich angegriffen. Warum sollten wir uns mit Leuten identifizieren, die vor 100 Jahren gelebt haben? 2. Das ist unsere Geschichte. / Wir sind 1980 geboren. Wie kann das Geschichte sein? 3. Es sind unsere Vorfahren. Wir verdanken ihnen dieses Land. Wir sollten stolz auf sie sein und niemandem erlauben, sie auf diese Weise anzuklagen. / Mein Gott! Nicht schon wieder dieser nationalistische Mist!!! 4. Im Fernsehen traten standing zornige Menschen auf, die noch mehr Hass verbreiteten. / Frankreich sollte zuerst seine eigenen Verbrechen zugeben!!! / (und was sollte dies an den Ereignissen von 1915 ändern?) 5. Armenien will uns einen Teil unseres Landes wegnehmen! / Wir leben im schönsten Land der Welt. Deswegen wollen sie uns trennen! / (reist durch die Welt. Jedes Land ist ein Stück Himmel.) 6. Die Buchhandlungen waren plötzlich voll mit Büchern zur schmutzigen Geschichte von Frankreich und Armenien. / Ich wusste gar nicht, dass Franzosen so schreckliche Menschen sind. Ich glaube, ich muss das lesen… Page 6 1. Wer schreibt solche Bücher? Wer druckt sie? Wie können sie dies so schnell, innerhalb einer Woche schaffen? 2. Wer steckt hinter diesem Wahnsinn? Wer sind die Experten, die euch vorschreiben wollen, wen ihr hassen sollt? 3. Ich hatte genug davon. Ich wollte zurück nach Schweden. Das friedliche Land, wo die dinge normal laufen, wo weniger Hass ist. 4. Dann fiel mir ein, dass es auch in Schweden nicht jedem gut ging. 5. Wo, glaubst du, wirst du in einem Jahr sein / Ich hoffe, ich bin dann wieder zu Hause. 6. Schweden ist dein Zuhause? 7. Schweden ist mein Zuhause. 8. Ich hoffe, du kommst nach Hause zurück und erlebst die nächste Lucia dort nächstes Jahr, mein Bruder… 9. “Nationalismus tut nichts anderes als dich zu lehren, Menschen zu hassen, denen du niemals begegnet bist.” – Doug Stanhope Kommentare comments